Analyse- und Auswahlansätze
Beim Investieren in Fonds gibt es zwei grundlegende Analyse- und Auswahlansätze: den Top-Down-Ansatz und den Bottom-Up-Ansatz. Beide Methoden helfen Fondsmanagern, geeignete Anlagemöglichkeiten zu identifizieren, unterscheiden sich jedoch stark in ihrem Fokus und ihrer Herangehensweise.
- Top-Down-Ansatz
Beim Top-Down-Ansatz geht der Fondsmanager von einem gesamtwirtschaftlichen Blickwinkel aus und arbeitet sich schrittweise bis zur Auswahl einzelner Aktien oder Anleihen vor. Der Prozess läuft im Wesentlichen von oben (Makroebene) nach unten (Mikroebene) ab.
Schritte im Top-Down-Ansatz:
Makroökonomische Analyse:
– Zunächst werden gesamtwirtschaftliche Faktoren wie das Wirtschaftswachstum, Inflation, Zinssätze, Währungen und geopolitische Entwicklungen analysiert.
– Ziel ist es, Trends und Entwicklungen auf globaler und nationaler Ebene zu erkennen, die bestimmte Anlageklassen (z. B. Aktien, Anleihen) beeinflussen können.
- Branchen- und Sektorwahl:
– Basierend auf der makroökonomischen Analyse wählt der Fondsmanager Sektoren oder Branchen aus, die voraussichtlich vom aktuellen wirtschaftlichen Umfeld profitieren werden.
– Zum Beispiel könnten bei einer positiven Wirtschaftsentwicklung zyklische Branchen (z. B. Konsum, Technologie) bevorzugt werden.
- Auswahl von Ländern oder Regionen:
– Der Top-Down-Ansatz betrachtet auch die regionale Verteilung und untersucht, welche Länder oder Kontinente die besten Chancen bieten.
– Hierbei fließen Faktoren wie politische Stabilität, Wachstumspotenzial und Handelsbeziehungen mit ein.
4. Auswahl einzelner Wertpapiere:
– Erst am Ende der Analyse werden konkrete Unternehmen oder Wertpapiere innerhalb der bevorzugten Branchen und Regionen ausgewählt, die zur Strategie passen und aussichtsreich erscheinen.
Vorteile des Top-Down-Ansatzes:
– Er ermöglicht eine schnelle Anpassung an globale Veränderungen.
– Makroökonomische Trends werden frühzeitig berücksichtigt.
Nachteile:
– Chancen auf der Ebene einzelner Unternehmen können übersehen werden.
– Stark abhängig von der korrekten Einschätzung der makroökonomischen Lage.
- Bottom-Up-Ansatz
Der Bottom-Up-Ansatz geht umgekehrt vor und fokussiert sich auf die Auswahl einzelner Unternehmen, ohne zunächst das große makroökonomische Bild im Detail zu betrachten. Hier steht die Mikroebene im Vordergrund, das heißt, das Potenzial des einzelnen Unternehmens ist entscheidend.
Schritte im Bottom-Up-Ansatz:
- Unternehmensanalyse:
– Der Fondsmanager analysiert einzelne Unternehmen, insbesondere deren Geschäftsmodell, Finanzen, Marktposition und Managementqualität.
– Es wird geprüft, ob das Unternehmen stabil ist und langfristig gute Gewinne erzielen kann, unabhängig von den kurzfristigen Entwicklungen der Wirtschaft.
- Finanzkennzahlen und Bewertung:
– Wichtige Finanzkennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) oder die Eigenkapitalrendite werden zur Bewertung herangezogen.
– Ziel ist es, unterbewertete Unternehmen zu finden, die aus Unternehmenssicht ein gutes Potenzial haben.
- Langfristiges Wachstumspotenzial:
– Unternehmen mit langfristigen Wachstumschancen und stabilen Erträgen werden bevorzugt, auch wenn sie sich in einer derzeit schwächelnden Branche oder einem von Krisen betroffenen Land befinden.
- Unabhängigkeit von Makrotrends:
– Anders als beim Top-Down-Ansatz ignoriert der Bottom-Up-Ansatz weitgehend die makroökonomische Lage und vertraut auf die Stärke und das Potenzial des einzelnen Unternehmens.
Vorteile des Bottom-Up-Ansatzes:
– Chancen auf Unternehmensebene können genauer identifiziert werden.
– Das Portfolio kann weniger anfällig für kurzfristige Markt- und Wirtschaftsschwankungen sein.
Nachteile:
– Das Risiko, makroökonomische Trends zu ignorieren, die die Wertentwicklung beeinflussen könnten.
– Zeitaufwendige Unternehmensanalyse.
Fazit
Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile und werden häufig in Kombination angewendet. Der Top-Down-Ansatz ist besonders geeignet, um von globalen oder sektoralen Trends zu profitieren, während der Bottom-Up-Ansatz hilfreich ist, um hochwertige Einzelunternehmen mit Wachstumspotenzial zu identifizieren. Viele Fondsmanager kombinieren die beiden Ansätze, um sowohl makroökonomische Einflüsse als auch unternehmensspezifische Chancen zu berücksichtigen und das Portfolio umfassender zu diversifizieren.